Für Menschen, Räder und die Umwelt

Sülzer Willkommensinitiative erhält Unterstützung vom Verein „Faradgang“
Artikel in der Kölnischen Rundschau vom 14.11.2019, S. 34. Von Johanna Tüntsch

Bayenthal/Sülz. „Wir machen es für die Menschen. Und für die Fahrräder. Wir möchten unsere Liebe zum Fahrrad weitergeben“, beschreibt Du. Sie ist freie Redakteurin – aber in ihrer Freizeit auch Schrauberin.

Als Gründungsmitglied des Vereins „Faradgang“ steht sie regelmäßig auf dem Gelände des Gemeinschaftsgartens NeuLand, um alte Räder wieder fit zu machen. Die werden dann verteilt an Menschen, die sich mit eigenen Mitteln kein Fahrrad leisten könnten.

Besonderen Wert legen die Mitglieder der „Faradgang“ darauf, dass neue Besitzer sich ihr Rad nicht einfach nur abholen, sondern aktiv selbst daran mitarbeiten, es wieder in Gang zu setzen. Mitunter gibt es bis zu 50 Anmeldungen für einen „Schraubertag“. Dann entscheidet das Los. Am Ende sind es in der Regel zwölf bis fünfzehn Personen, die sich eines der alten Räder aussuchen und es unter fachkundiger Anleitung wieder verkehrssicher machen dürfen. „Wir sind keine Fahrradausgabestelle, sondern verfolgen den partizipatorischen Ansatz“, erklärt Luitwin und ergänzt: „Im Jahr wechseln bei uns etwa 150 Räder den Besitzer.“

Ein ähnliches Konzept gibt es in Sülz, wo sich Mitglieder der Initiative „hallo in sülz“ regelmäßig treffen, um mit Bewohnern und Bewohnerinnen der dortigen Flüchtlingsunterkunft gespendete Räder zu reparieren. Durch einen gemeinsamen

Kontakt erfuhren die Bayenthaler Schrauber davon – und hörten auch, dass eine richtig gute Werkzeugausstattung in Sülz bislang fehlt. So rückten sie nun mit einem prall gefüllten Werkzeugkoffer und einer Standpumpe an, die als Spende bei „hallo in sülz“ bleiben dürfen.

„Wir werden von benachbarten Fahrradwerkstätten unterstützt, etwa, indem sie uns preislich entgegenkommen, aber es fehlte immer wieder etwas; zum Beispiel, wenn Schraubenschlüssel in einer bestimmten Größe gebraucht wurden“, berichtet Hannelore Ruppert, Koordinatorin bei „hallo in sülz“.

So freut sich das Fahrrad-Team der Initiative nun über eine gute Ausrüstung. Für die Ehrenamtler und die „neuen“ Sülzer ist der monatliche Fahrrad-Treff auch ein Ort des Austausches. Einige kommen, weil sie ein Fahrrad brauchen oder weil eines, das sie schon haben, reparaturbedürftig ist. Manche sind aber auch einfach hier, weil sie Spaß daran haben, die Technik zu erlernen.

„Ich möchte wissen, wie das geht“, sagt eine junge Frau, die vor einigen Jahren aus einem Kriegsgebiet floh und nun in Sülz lebt. Sie hat längst ein Rad, unterstützt aber nun einen älteren Herren dabei, an einem anderen Rad die Lichtanlage auszutauschen. „Hier brauchen die Kabel etwas Spiel. Dann lassen wir sie hier entlanglaufen und verbinden sie dort wieder“, erklärt er und zeigt ihr, wie sie mit einem Taschenmesser die Isolierung lösen kann, um anschließend beide Kabel miteinander zu verbinden. Derzeit findet, zusammen mit der Sporthochschule und anderen Partnern, in Sülz auch ein Fahrradkurs für Geflüchtete statt, der so gut ankommt, dass er eventuell wiederholt werden soll.

Lernen, helfen, Hilfe weitergeben

„Ein Fahrrad gibt ganz viel Freiheit und Selbstbestimmung: Ich kann damit selbst überlegen, wann ich fahre, welchen Weg ich nehme und wie schnell ich bin“, findet Luitwin: „Fahrräder sind das Verkehrsmittel der Zukunft.“ Gleichzeitig nutze man durch die Wiederaufbereitung vorhandene Ressourcen, ergänzt Hannelore Ruppert: „So tun wir auch etwas für die Umwelt.“

Eine besonders schöne Erfahrung der Faradgang schildert Du: „Beim letzten Schraubertag brachten uns ein paar Schülerinnen ihre Räder wieder zurück, weil sie herausgewachsen waren. Sie hatten sie gut gepflegt und gaben sie nun wieder zurück, damit andere sie auch nutzen können.“

Wer Räder oder auch Helme abzugeben hat, kann eine der beiden Initiativen kontaktieren:
www.faradgang.de www.halloinsuelz.de