Kochen als Begegnung zwischen den Kulturen

Immer der Nase nach – einen anderen Wegweiser braucht es an diesem Sonntag (18.2.2018) nicht, um die „hallo-in-sülz“-Kochgruppe im Untergeschoss der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) zu finden. Ursprung des leckeren Duftes ist eine kleine Küche, in der zwei Frauen zwischen den Töpfen auf dem Herd und den Schüsseln auf dem Tisch wirbeln. „Es ist gleich fertig“, versichern sie mir lächelnd. Sie häufen den gelben und weißen Reis im Zickzack-Muster auf einen großen Teller und verzieren ihn liebevoll mit einem roten Gemüse – welch ein Kunstwerk! Die kleinen roten Stückchen seien Berberitzen, erklären sie mir – die wachsen auch hier wild im Park, in Nordsyrien sind die leicht säuerlichen Beeren Gewürz für viele Gerichte.

Einen Raum weiter sitzen die anderen etwa 15 Mitglieder der Kochgruppe schon erwartungsvoll an den gedeckten Tischen. Vor einer Stunde haben sie kräftig beim Schnibbeln der Zutaten geholfen. Heute seien es viel weniger Leute als sonst, erzählt mir eine junge Frau, das habe sicher mit der Grippewelle zu tun. An anderen Sonntagen des monatlichen Kochens wären es 25 bis 30 neue und alte SülzerInnen, Erwachsene, Jugendliche und Kinder. An einer Seite des Tisches spielt ein Grüppchen, andere unterhalten sich. Eine Irakerin zeigt stolz ihr Zeugnis der bestandenen A2-Sprachprüfung. Ihre Nachbarin erzählt von dem Kurs „Leben in Deutschland“. Für die Prüfung müsse man 33 von 300 möglichen Fragen beantworten – wie soll sie das bloß auswendig lernen…? Ich höre zu und lasse mir erklären, was in dem „Orientierungskurs“ von Deutschland vermittelt wird.

Plötzlich fallen mir die anfänglichen Treffen mit den geflüchteten Frauen vor mehr als einem Jahr ein. Da bestand die Verständigung vor allem aus freundlichem Zulächeln und Erklärungen mit Händen und Füßen. Umso wichtiger war, dass beim gemeinsamen Kochen eine Begegnung auch ohne Worte möglich ist – zwischen den vielen verschiedenen Nationalitäten, die es jetzt auch in Sülz gibt. Bei jedem Treffen hat eine andere Gruppe gekocht: irakisch, afrikanisch, syrisch, kurdisch, etc. Wie bei den Köchinnen heute ging es dabei nicht nur um das leckere Essen, sondern auch um die Freude und den Stolz, den Anderen etwas von der eigenen Kultur zeigen zu können.

Es kommt Bewegung in die Gruppe: Die Köchinnen bringen die duftenden Schüsseln in den Raum, und sofort ist das köstliche Buffet umringt. Heute gibt es Gemüsesuppe, Huhn, Reis mit Berberitzen und Salat. Und es hat nicht nur toll ausgesehen, sondern auch sehr lecker geschmeckt!

Die nächsten Kochtreffen sind am 18.3., 25.4. und 27.5. – die Kochgruppe freut sich über weitere Mitglieder, bitte mit einer E-Mail an kochen@halloinsuelz.de anmelden!