Zwei, die sich vertrauen

Gleich beim Zusammentreffen merkt man das gute Verhältnis zwischen der Sülzerin Irene Schwarz und Neda Harooni, 27, aus Isfahan im Iran. Sie kennen sich noch kein Jahr, doch das Zusammenleben in einem Haus klappt sehr gut. Irene Schwarz, die als Schauspielerin im N.N. Theater und im TV unterwegs ist, hat mittlerweile zwei Wohnungen in ihrem Haus in Sülz an Geflüchtete vermietet. Wir haben die beiden gefragt, wie es dazu kam.

Neda, wie haben Sie Irene Schwarz kennengelernt?

Ich habe einige Zeit in der Unterkunft für geflüchtete Frauen in der Nikolausstraße gewohnt und habe jeden Tag nach einer eigenen Wohnung gesucht. Eines Tages kam dann die Hausleitung auf mich zu und meinte, da wäre jemand, der mich kennenlernen möchte, weil sie eventuell eine Wohnung zu vermieten hätte. Und das war dann Irene, mit der ich aber schon ins Gespräch gekommen war, ohne zu wissen, dass sie es war, die die Wohnung vermieten wollte.

Irene, wie kam es dazu, dass Sie die Wohnung angeboten haben?

Ich saß im Tourbus und las im Internet darüber, dass die Initiative hallo in sülz Wohnungen für geflüchtete Frauen sucht. Da habe ich mir gedacht: Nur schön reden hilft ja nix, ich melde mich mal dort und biete die kleine Wohnung an, die bei mir im Haus gerade frei geworden ist. Gerade hier in einem so gentrifizierten Viertel finde ich es wichtig, dass nicht nur Upper-Class-Leute hier hinziehen. Hallo in sülz hat mich dann gebeten, mal in der Unterkunft vorbeizuschauen, es gäbe mehrere Kandidatinnen. Das war natürlich schwierig für mich, auszuwählen, aber mit Neda war es einfach Sympathie auf den ersten Blick.

Neda, wie geht es Ihnen in der Wohnung und in Köln?

Mir geht es gut. Die Wohnung hat zwei Zimmer mit einer einer kleinen eingebauten Küche darin und ein Bad – das ist sehr schön für mich. Ich lerne zurzeit im Integrationskurs intensiv Deutsch und bin jeden Tag in der Schule. Danach möchte ich in Köln Psychologie studieren, das habe ich im Iran auch schon gemacht.

Irene, wie häufig sehen Sie sich, wie ist Ihr Kontakt zueinander?

Sehr gut, wir hängen nicht aufeinander, aber wir sehen uns ab und zu. Ganz toll war, dass Neda für mich gekocht hat, als ich jetzt so oft mit dem N.N.Theater unterwegs war und keine Zeit hatte. Ich helfe ihr und auch dem iranischen Paar, an das ich eine zweite Wohnung vermietet habe, wenn sie mit Ämtern telefonieren müssen oder dazu Fragen haben. Das ist ja einfach manchmal sehr schwer, wenn man die Sprache noch nicht sehr gut kann. Aber Neda führt ihr eigenes Leben und das finde ich auch gut.

Neda, wie sehen Sie den Kontakt zu Irene?

Ich weiß, dass ich Irene um Hilfe bitten kann, wenn ich welche brauche. Außerdem haben wir zusammen Weihnachten und Geburtstag gefeiert mit ihrer Familie und ihren Freunden. Ansonsten bin ich viel mit meinem Cousin zusammen und mit Freundinnen aus der Schule.

Irene, warum sollten potenzielle Vermieter Wohnungen an Geflüchtete vermieten?

Erstens, weil Geflüchtete die Wohnungen noch mehr brauchen als andere. Zweitens, weil man Menschen aus anderen Ländern mal genauer kennenlernt – das ist sehr bereichernd. Außerdem finde ich, dass gerade in so bürgerlichen Vierteln wie in Sülz und Klettenberg Wohnungen zur Verfügung gestellt werden sollten und nicht nur da, wo ohnehin schon viele Migranten leben und die Gefahr einer Ghettoisierung droht.