Selbstvertrauen lernen und Spaß haben

Schon einige Kindern aus geflüchteten Familien haben über Kurse, die von der Willkommensinitiative „hallo in sülz“ (his) organisiert wurden, das Schwimmen gelernt. Nun wurden erstmals auch Jugendliche und Erwachsene mit einem solchen Angebot angesprochen: Seit Oktober 2018 treffen sich wöchentlich neun Teilnehmerinnen im Zollstock-Bad, um bei der Sportlehrerin Mira Schönwald zu lernen, wie man sicher durch das Wasser gleitet.

„Wir sind da! Wir müssen noch Geld wechseln“, ruft eine Schülerin aufgeregt, die mit ihrer Mutter den Eingangsbereich des Bades betritt. „Nicht bei mir, sondern dort“, erklärt Hannelore Ruppert von der Initiative „hallo in sülz“ (his) freundlich und zeigt auf den kleinen Empfangstresen. Das Mädchen wechselt dort ihre Münzen, um später eine passende für den Spind zu haben – und los geht es! 

Während es an diesem Montagnachmittag im Bad insgesamt eher ruhig zugeht, ist im Nichtschwimmerbecken, das zur Hälfte dem Kurs zur Verfügung steht, schon viel los. Einige Frauen stehen lachend und plaudernd zusammen im Wasser, andere haben sich bereits ein Schwimmbrett geschnappt und schieben ihre Bahnen. Sobald Kursleiterin Mira eintrifft, beginnt das Training. Man sammelt sich an einer Seite des Beckens, Mira erklärt noch einmal die Bewegungsabläufe, dann starten die Frauen der Reihe nach. Mira geht zwischen ihnen hindurch, hilft, erklärt. Auch Hannelore leistet Hilfestellung. Langsam findet jede Teilnehmerin ihr eigenes Tempo. Nur die jüngste bleibt am Rand zurück. „Ich kann das nicht“, sagt sie immer wieder. „Ach was“, meint Mira und drückt ihr eine Schwimmnudel in die Hand: „Komm schon!“ Während das Mädchen schwimmt, hält die Lehrerin die beiden Enden der Schwimmnudel fest. Dann lässt sie los, geht aber trotzdem noch nebenher: Das Mädchen schwimmt weiter. Doch kaum hat sie bemerkt, dass die Lehrerin sie nicht mehr hält, traut sie sich die Bewegungen nicht mehr zu. „Ich kann das einfach nicht“, kichert sie verlegen.

Schwimmen hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. „Das größte Problem ist bei vielen die Angst vor dem Wasser“, so die Beobachtung der Schwimmlehrerin. Alle im Kurs haben Dinge erlebt, die das Selbstvertrauen und das Vertrauen in andere zerstören können. Und doch brauchen sie gerade davon so viel. So wie Mara (Name geändert), die aus einem arabischen Land kommt. Sie schwimmt schon sehr gut und braucht im Gegensatz zu allen anderen keine Hilfe mehr dabei, obwohl auch sie es erst hier in Zollstock gelernt hat.

„Gibt es dort, wo du herkommst, auch Schwimmbäder?“ Mara guckt erstaunt und lacht ein bisschen, als wäre schon die Vorstellung seltsam. „Ich habe noch nie eins gesehen“, meint sie. Bevor sie geflohen ist, hat sie als gelernte Bäckerin gearbeitet. Dann aber löschte der Krieg ihre ganze Familie aus. „Ohne Eltern, ohne Onkel, ohne Tante, ohne Bruder, ohne Schwester“, zählt sie auf. Ein Schatten huscht über ihr Gesicht, das älter aussieht als sie ist.

Nun träumt sie von einer Zukunft als Fahrerin bei den Kölner Verkehrsbetrieben, denn Bahnfahren findet sie toll. Und weiterhin ab und zu ins Schwimmbad gehen können, das wäre schön.

Herzlichen Dank an die Spender*innen, durch die „hallo in sülz“ die Schwimmkurse bezahlen konnte. Und natürlich besonders an die Sportlehrerin Mira Schönwald, die den Schwimmkurs ehrenamtlich betreut und dies auch für den geplanten Fortsetzungskurs ab Januar 2019 angeboten hat.